Ein Rückblick
 
Der nachstehende Rückblick auf den Reit- und Fahrverein Alzey u. Umgebung e.V. wurde anlässlich des 75-jährigen Jubiläums in 2001 erstellt. 
 
1. Reitsport vor 1945

Der Reitsport und somit die Reitvereine entstanden nach dem 1. Weltkrieg aus der Militärreiterei, im besonderen der Kavallerie.

Bedingt durch die beginnende Motorisierung und Mechanisierung der Wehrmacht und der Landwirtschaft waren die schweren Zugpferde und "Gewichtsträger" nicht mehr gefragt. Es wurde nach den leichteren und rittigeren Pferdetypen verlangt. (Remontezucht in Ostpreußen, Trakehner).

Dieser Trend setzte sich auch in der Landespferdezucht durch. Der "Bauernbub", der bei der Kavallerie reiten lernte, fand Spaß an diesem Sport. Es wurden nun mehr Warmblutpferde in der Landwirtschaft eingesetzt. Die Pferde gingen in der Woche als Zug- und. Arbeitspferde, am Wochenende wurden sie für den Sport eingesetzt. In Rheinhessen war dies meist der "Oldenburger". Rheinhessen gehörte bekanntlich bis 1945 zu Hessen, daher wurde die Auswahl der Hengste, die während der Decksaison auf Station kamen, vom Landgestüt Darmstadt bestimmt. Die Reitervereinigung setzte sich aus den Verbänden Oberhessen,
Starkenburg und Rheinhessen zusammen.

 

1.1 Die Entstehung der Rheinhessischen Reit- und Fahrvereine bis 1945

Die folgende Abhandlung über die Entstehung der Rheinhessischen Reit- und Fahrvereine ist eine Aufzeichnung des "wandelnden Geschichtsbuches", Herrn Heinrich Köhler aus Alzey-Heimersheim, die dieser fast 90jährig aus dem Gedächtnis verfasste. Beim Vergleich mit erst vor kurzen wieder aufgetauchten Protokollbüchern aus den Jahren 1926/27, erwiesen sich die Angaben als so genau, dass sie hier in vollem Wortlaut wiedergegeben werden sollen.

"Anfang der 20iger Jahre wurde in Neu-Bamberg ein Reit- und Fahrverein gegründet, der auf dem dortigen, malerischen Wiesengelände alljährlich Rennen abhielt. Großen Auftrieb gab der Reiterei das Rennen anlässlich des Rheinhessischen Bauerntages in Westhofen, am 17. Juli 1922. Durch das Versailler Diktat und die daraus folgende Verminderung des Heeres war es den Jungbauern nicht mehr möglich, das Reiten bei der Kavallerie und Artillerie zu
erlernen. Infolgedessen wurden in den Pferdezuchtgebieten Reitervereine gegründet. Die ersten waren diejenigen in Schleswig-Holstein und in Ostpreußen. Dort befanden sich auch Reit- und Fahrschulen, eine wurde vom Verband der Züchter des Holsteiner Pferdes Anfang der 90 iger Jahre in Elmshorn gegründet, die andere in Insterburg nach dem ersten Weltkrieg. Die Reit- und Fahrschule Elmshorn wurde im Jahre 1921 von Fritz Dettweiler, Willi Dettweiler, und Julius Grünewald besucht. Im selben Jahr besuchte Walter Knauf die Schule in Insterburg. Es folgten in Elmshorn 1922 David Ochsner, Heinrich Schmahl. 1923 Karl-Heinrich Roemer, Karl Biegler. 1924 Kurt Schilling, Ernst Wechsler, Hans Mann, Helmut Möllinger, Helmut Ochsner, Kurt Spindler. 1925 Hans Gräff, Karl Hirsch, Heinrich Koehler, Willi Gerhold, Hermann Mann, Hermann Wolf. 1926 Hans Roemer.
Am 2. Februar 1926 versammelten sich in Alzey im Gasthaus Rebe eine Anzahl ehemaliger Elmshorner Reit- und Fahrschüler, sowie alte Kavalleristen und Artilleristen und gründeten den Rheinhessischen Reit- und Fahrverein. Im März desselben Jahres wurde der Vorstand gewählt. Der 1. Vorsitzende war der bekannte Rheinhessische Pferdezüchter Albert Dettweiler, Wintersheim. Dem Vorstand gehörten weiter an Karl-Ludwig Fuchs, Alzey, Karl-Heinrich Roemer, Erbes-Büdesheim, Kurt Schilling, Dittelsheim, Ernst Stauffer, Flomborn, und Philipp Wolf, Albig. Geschäfts- führer war Peter Hebenstreit, Alzey. Erstmalig in der Öffentlichkeit zeigte sich eine Reitabteilung des neuen Vereins beim Rennen 1926 in Neu-Bamberg. Im Herbst desselben Jahres wurde eine Sternfahrt zum Turnier in Kirn/Nahe von folgenden Gespannen durchgeführt. Johann Barth, Blödesheim, Albert Dettweiler, Wintersheim, August Feudner, Dintesheim, Kurt Schilling und Theo Walter aus Dittelsheim. Sonntäglich wurden Reitstunden in Alzey, Monsheim und Dittesheim von den Herren Niegel und Fuchs abgehalten. Am 3. Juli 1927 anläßlich der 650 Jahrfeier der Stadt Alzey nahmen die Reiter am historischen Festzug teil. Tags darauf vormittags am 4. Juli fand die Übergabe der Standarte auf dem Obermarkt durch Herrn Landstallmeister Schoerke, Darmstadt statt. Nachmittags wurde das erste Turnier auf dem neuerbauten Stadion ausgetragen, bei dem mehr als 10000 Zuschauer anwesend waren. Vorgeführt wurde ein Schaureiten, daran schlossen sich Wettbewerbe in der Dressur, im Springen, im Einspänner, Zweispänner und Vierzugfahren an. Das Turnier endete mit einem Flachrennen. Im Herbst nahmen viele Rheinhessische Reiter und Fahrer am Landesturnier in Darmstadt mit Erfolg teil. Angeregt durch diese Veranstaltungen gründeten sich, außer den schon Vorhandenen, Vereine in Albig, Dittelsheim. Mainz, Selztal, Monsheim, Guntersblum und Undenheim., diese schlossen sich zum Provinzialverband Rheinhessischer Reit- und Fahrvereine zusammen, mit Philipp Wolf, Albig an der Spitze.

Beim Turnier 1928 wurde zum ersten Mal ein Wettbewerb um die Standarte ausgetragen; den der Reiterverein Undenheim, unter seinem Reitlehrer Schmitz, gewann. In den folgenden Jahren bis 1933 fanden jährlich Provinzialturniere in Alzey statt, zu denen auch Reiter und Fahrer aus den benachbarten Starkenburg und der Pfalz kamen. Im Jahre 1929 erfolgte ein Distanzritt von einer Abteilung der oberhessischen Vereine nach Rheinhessen unter Leitung von Rittmeister a. D. Roeder von Diersburg. Der Gegenbesuch wurde 1930 unter Führung von Georg Trapp, Neu-Bamberg und Frl. Elisabeth Knauf, Monsheim durchgeführt."

Geschrieben von Herrn Heinrich Köhler aus Alzey-Heimersheim.

Reithallengemeinschaft

Nachdem der Rheinhessische Verband keine Notwendigkeit mehr sah, die Alzeyer Reithalle zu unterhalten, schlossen sich die Reitvereine Alzey und Gau-Odernheim zu einer Hallengemeinschaft zusammen.

Im Zuge des Schwimmbadbaus entstand der Mehrzweckplatz und unser heutiges Turniergelände, das auch Gau-Odernheim zur Verfügung stand.

1979 wurde mit dem Bau unserer eigenen Reithalle begonnen. Grund und Boden wurde unserem Verein von der Stadt Alzey geschenkt, weiterhin erhielten wir von verschiedenen Seiten finanzielle Unterstützung. Dank der Eigenleistung unserer Mitglieder ist es uns gelungen bereits im April 1981 die neue Reithalle einzuweihen.